Grenzen setzen - der goldene Schlüssel zum Familienglück Teil II

Veröffentlicht am 11. Mai 2025 um 20:15

Grenzen setzen, ohne andere zu verletzen

 

Es ist wichtig, eine klare Unterscheidung zu treffen:

Wir fühlen uns verletzt, wenn jemand unsere Haustür gewaltsam eintritt. Frustriert hingegen sind wir, wenn wir das Gartentor eines anderen Menschen nicht öffnen können.

Der Unterschied ist entscheidend – Verletzungen hinterlassen Narben, während Frustration in der Regel ohne langfristige Folgen vergeht.

Verletzungen entstehen schnell, wenn wir uns nicht auf Augenhöhe begegnen, Macht ausüben oder unser Gegenüber bewerten oder abwerten.

Wenn ich jedoch sowohl meine eigenen Bedürfnisse als auch die des Kindes gleichwertig berücksichtige, habe ich die besten Chancen, vielleicht Frustration zu erzeugen, aber keine Verletzung zu hinterlassen.

Gelingt es mir außerdem, meinen Fokus auf das „Hier und Jetzt“ zu richten, anstatt stur auf eine vorgefertigte Lösung hinzuarbeiten, wird ein gelassener Umgang mit Konflikten möglich.

 

Beispiele für Grenzen, die nicht verletzen

"Ich sehe, wie viel Freude Du heute auf dem Spielplatz hast. Ich verstehe gut, dass Du noch lange hier bleiben möchtest. Aber weißt Du was? Ich habe so einen Hunger, dass ich jetzt gerne nach Hause gehen und etwas kochen möchte.""Aber nur noch ein kleines bisschen!" – "Wie wäre es, wenn Du noch zweimal rutschst und wir dann losgehen?" – "Ok."

 

"Oh je, Du bist heute wirklich spät dran, und ich möchte direkt an meinen Schreibtisch. Ausnahmsweise fahre ich Dich – aber bitte achte in Zukunft darauf, pünktlich zu sein, ja?"

 

"Hm, jetzt steckst Du in einem Dilemma, oder? Du hast keine Lust, Deine Haare zu waschen, aber Du weißt, wie wichtig mir das ist. Es ist Deine Entscheidung, und mir ist wichtig, dass Du lernst, mit solchen Situationen umzugehen."

 

"Ich möchte wirklich, dass Du Deine Zähne putzt, und Du möchtest das überhaupt nicht, oder?" – "Ja, ich hasse es, es kitzelt und ist langweilig." – "Oh ja, das verstehe ich. Aber weißt Du, ich mag dieses frische Gefühl im Mund nach dem Putzen sehr. Wie ist das bei Dir?" – "Meine Zahnpasta schmeckt nach Kirsche." – "Echt? Darf ich mal probieren?" – "Hier." – "Uhh, ist das süß…" – "Hi hi hi." – "Na komm, ich weiß, es kostet Überwindung, aber ohne Zähneputzen geht es wirklich nicht. Magst Du die Zahnpasta draufmachen?"

 

Im Gegensatz dazu können Aufforderungen als verletzend empfunden werden, die...

  • verallgemeinernd formuliert sind (z. B. "Du möchtest ja immer nur fernsehen" oder "Du isst ja ohnehin nur Süßigkeiten").

  • Vergleiche zwischen dem Kind und anderen herstellen (z. B. "Schau mal, wie ordentlich dein Bruder isst").

  • das Kind daran hindern, eigenständig zu experimentieren (z. B. "Lass mich das machen, das dauert sonst zu lange").

  • dem Kind Fähigkeiten absprechen oder es definieren (z. B. "Das kannst du nicht" oder "Ich weiß, dass du müde bist").

  • mit Konsequenzen oder Strafen drohen (z. B. "Wenn du keine Mütze aufsetzt, können wir nicht nach draußen gehen").

  • dem Kind unangemessen Verantwortung zuschreiben (z. B. "Wenn du kleckerst, macht das Mama traurig").

  • die Gefühle des Kindes nicht ernst nehmen (z. B. "Das ist kein Grund zu weinen").


Wenn Kinder unsere Grenzen nicht akzeptieren

 

3 praktische Gründe, warum Kinder unsere Grenzen ignorieren

Es gibt oft ganz konkrete, praktische Gründe, warum Kinder nicht so reagieren, wie wir es uns im Moment wünschen.

 

1. Das Kind versteht nicht, was wir meinen:

Ein Kind sagt zu seiner Mutter: „Mama, ich möchte mit dir Bagger spielen.“

Die Mutter antwortet: „Du siehst doch, dass ich gerade Tomaten schneide.“

Aber was bedeutet das für das Kind? Es versteht nicht unbedingt: „Ich schneide gerade Tomaten und danach spiele ich mit dir. Hab bitte noch einen Moment Geduld.“

Vielleicht meinte die Mutter auch: „Ich schneide die Tomaten, weil ich unser Mittagessen vorbereite und möchte jetzt nicht Bagger spielen. Aber nach dem Essen können wir gemeinsam etwas machen.“

Oder sie dachte: „Ich fühle mich gerade gestresst. Nach dem Tomatenschneiden brauche ich dringend Ruhe und möchte mich ausruhen. Deshalb kann ich jetzt nicht mit dir spielen.“

Ohne klare Kommunikation bleibt das Kind im Ungewissen. Wer weiß schon, was genau gemeint ist? ;-)

 

2. Das Kind hat andere Wünsche als wir:

Manchmal haben Kinder einfach keinen Wunsch oder keine Lust, das zu tun, was wir möchten. Ob es nun darum geht, den Spielplatz zu verlassen, den unbequemen Schneeanzug anzuziehen oder die Hausaufgaben zu machen – der Widerstand ist oft groß.

In solchen Momenten kann es helfen, Geduld zu haben oder nach Alternativen zu suchen.

Ich verstehe zum Beispiel gut, wenn mein Sohn keine Lust auf Hausaufgaben hat.

Statt ihn mit Belohnungen oder Diskussionen zu beeinflussen, spreche ich mit ihm darüber, wie es am nächsten Tag wäre, wenn er die Hausaufgaben nicht gemacht hätte. Was würde die Lehrerin sagen? Wie würde er sich dabei fühlen? Möchte er das?

Am Ende entscheidet er selbst, ob er die Hausaufgaben macht – oder eben nicht.

 

3. Das Kind ist überfordert:

Manchmal verlangen wir von unseren Kindern mehr, als sie leisten können.

Vielleicht sind sie erschöpft und brauchen erst einmal eine Pause.

Oder sie stehen inmitten eines chaotischen Zimmers und wissen gar nicht, wo sie mit dem Aufräumen beginnen sollen. In solchen Momenten brauchen sie unsere Unterstützung und Orientierung.

 

Je klarer und eindeutiger wir Eltern kommunizieren, desto mehr Orientierung geben wir unseren Kindern. Sie fühlen sich sicherer, verstanden und in ihren Gefühlen ernst genommen.

 

Vermeide Andeutungen, Ironie oder Aussagen, die zu viel Interpretationsspielraum lassen. So schaffst du mehr Gelassenheit in der Beziehung zu deinem Kind und stärkst euer Miteinander!


7 Inspirierende Sprüche über das Grenzen setzen

1. Kinder testen keine Grenzen, sie wollen Kontakt.

Missverständnisse entstehen oft, wenn wir das Verhalten von Kindern als reine Provokation deuten. Doch hinter ihrem Handeln steckt meist der Wunsch, gesehen und verstanden zu werden. Jedes "Nein", jede vermeintliche Grenzüberschreitung ist oft ein Ruf nach Aufmerksamkeit oder Bestätigung. Wenn wir uns auf diesen Kontakt einlassen, können wir eine tiefere Verbindung zu unseren Kindern aufbauen und ihre Bedürfnisse auf einer ganz anderen Ebene verstehen.

2. Die Angst lehrt Kinder nicht, die Grenzen der Erwachsenen zu respektieren, sondern deren Konsequenzen zu fürchten.

Respekt hingegen wird durch Vertrauen und Verständnis aufgebaut. Kinder lernen, Grenzen zu akzeptieren, wenn sie in einem Umfeld aufwachsen, das von Kommunikation und gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist. Anstatt auf Furcht und Strafen zu setzen, sollten Erwachsene möglichst auf Erklärungen und logische Konsequenzen setzen, um Kindern die Bedeutung von Regeln und Grenzen verständlich zu machen.

3. Das 'Nein' ist die Schwierigste und gerade deshalb auch die liebevollste Antwort. Sie erfordert am meisten Umsicht, Engagement, Ehrlichkeit und Mut.

Ein 'Nein' ist auch ein Ausdruck von Selbstfürsorge und Respekt – sowohl sich selbst als auch anderen gegenüber. Es schafft klare Grenzen, die notwendig sind, um gesunde Beziehungen zu fördern und Raum für persönliche Entwicklung zu schaffen. Indem man ein 'Nein' bewusst und authentisch ausspricht, zeigt man Stärke und die Bereitschaft, Konflikte auf eine konstruktive Weise zu bewältigen.

4. In einer gleichwürdigen Beziehung werden die Wünsche, Anschauungen und Bedürfnisse der Seiten gleich ernst genommen und nicht mit Hinweis auf Alter abgetan oder ignoriert.

Ein weiterer wichtiger Aspekt einer gleichwürdigen Beziehung ist die Kommunikation auf Augenhöhe. Offene und respektvolle Gespräche schaffen ein Umfeld, in dem sich alle Beteiligten verstanden und wertgeschätzt fühlen. Dadurch wird nicht nur das gegenseitige Vertrauen gestärkt, sondern auch die Grundlage für eine nachhaltige und harmonische Verbindung gelegt.

5. Kinder und Jugendliche, die angeblich Grenzen 'austesten', suchen gewissermaßen nach der wahren Persönlichkeit ihrer Eltern. Sie wollen wissen, wer ihre Eltern eigentlich sind und wofür sie stehen.

Gleichzeitig dient das Austesten von Grenzen auch als wichtiger Schritt in der Entwicklung der eigenen Identität. Kinder und Jugendliche möchten herausfinden, wie sie selbst in die Welt passen, welche Werte sie übernehmen oder hinterfragen wollen, und wie sie ihre eigene Persönlichkeit formen können. Es ist ein natürlicher Prozess, der es ihnen erlaubt, sich langsam von der elterlichen Orientierung zu lösen, um eigenständig zu werden.

6. Drei Dinge werden bei Diskussionen über die Grenzen von Kindern oft vermischt: ihre persönlichen Grenzen, ihre Bedürfnisse und ihre Rechte.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der oft übersehen wird, ist die Fähigkeit der Kinder, ihre eigenen Grenzen wahrzunehmen und auszudrücken. Kinder brauchen Unterstützung, um ein gesundes Bewusstsein für ihre Gefühle und Emotionen zu entwickeln, damit sie lernen, sich selbst zu schützen und ihre Bedürfnisse klar zu kommunizieren. Erwachsenen kommt hier die Verantwortung zu, eine Umgebung zu schaffen, in der Kinder sich sicher fühlen, ihre Grenzen zu erkennen und zu verteidigen.

7. Respektiere die Grenzen Deines Kindes.

Jedes Kind ist einzigartig und hat individuelle Bedürfnisse, Gefühle und Grenzen. Als Elternteil ist es wichtig, diese Grenzen zu erkennen und zu respektieren, um eine vertrauensvolle und gesunde Beziehung aufzubauen. Zeige Deinem Kind, dass es seine Meinung äußern darf und dass Du sie ernst nimmst. Dies stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern schafft auch eine wertvolle Grundlage für gegenseitigen Respekt in Eurer Beziehung. Fördere die Selbstständigkeit Deines Kindes. Indem Du Deinem Kind Freiräume gibst und es dazu ermutigst, eigene Entscheidungen zu treffen, unterstützt Du seine persönliche Entwicklung und förderst sein Verantwortungsbewusstsein. Kleine Aufgaben im Alltag oder das eigenständige Lösen von Problemen helfen Deinem Kind, Selbstvertrauen aufzubauen und wichtige Fähigkeiten fürs Leben zu entwickeln. Sei dabei als unterstützender Begleiter an seiner Seite, aber lasse ihm den Raum, seine eigenen Erfahrungen zu machen.


erstellt von OlliWer

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